Zwei – Christoph Birken

Album: 1968 (2011)

Wir sind zwei wie Pech und Schwefel, Dichter, Denker,
Wir sind zwei wie Salz und Pfeffer, Katz und Maus,
Sind wie Blitz und Donner, wie Richter und Henker,
Wie zwei Heimatlose, wie ein altes Haus.

Wir sind wie zwei, die sich nach Jahren wiedersehen,
Wie zwei, die sich zum ersten Mal begegnet sind,
Zwei, die durch dick und dünn und alle Nebel gehen,
Zwei, die trotzig segeln gegen jeden Wind.

Wir sind zwei mit allen Sternstunden,
Zwei mit allen Schrecksekunden,
Zwei, die es in keinem Rahmen hält.
Zwei mit allen Regentagen,
Zwei mit allen Lichtjahren,
Zwei, die bleiben, bis der Vorhang fällt.

Wir sind wie zwei, die auf getrennten Wegen gehen,
Wie zwei, mit denen nicht gut Kirschen essen ist,
Zwei wie Schall und Rauch, die unbemerkt verwehen,
Und wie zwei, die man sein Lebtag nicht vergisst.

Wir sind zwei, die sich wie ein Ei dem andern gleichen
Und so verschieden sind und fremd wie Tag und Nacht.
Zwei, die sich nie und nimmer von der Seite weichen,
Zwei, die weinen, wenn das Glück verstohlen lacht.

Wir sind wie zwei, die sich seit Ewigkeiten kennen,
Die sich verlieren und sich finden dann und wann.
Zwei, die mit offnen Augen in ihr Unglück rennen,
Zwei, die man um ihr Lebensglück beneiden kann.

Wir sind wie zwei, die nach der Sintflut übrig blieben,
Die am Ende plötzlich ganz am Anfang steh’n,
Die sich ineinander immer neu verlieben,
Die sich umeinander immer weiter dreh’n.

Keine Schrift kann uns beschreiben,
Kein Begriff kann uns begreifen,
Keine Rechnung uns berechnen,
Und kein Spruch kann für uns sprechen.
Keine Fassung kann uns fassen,
Wir sind zwei – man muss uns lassen,
Muss uns lassen.