Wenn wir uns treffen …

Album: Durch die Nickelbrille gesehen (1989)


Ob Namenstag, ob Weihnachten, ob Kinderkommunion,
Wir finden eigentlich immer einen Anlass
Für Kaffee, Kuchen, Plauderei und Kommunikation
Und nicht zuletzt ganz einfach nur zum Spaß.
So trifft man sich mit Kind und Kegel, mit Mann und Maus,
Für jeden ist gesorgt mit Bier und Saft.
Doch das wichtigste von allem ist ein ziemlich großes Haus,
Denn Platz braucht sie bestimmt, unsre Verwandtschaft.

Ich kann nicht über jeden singen, das würde zu lang,
Dann dauerte dies Lied ’ne halbe Stunde.
Drum bleibe ich mit meinen Versen beim Familienstamm
Und fang‘ beim Jüngsten an mit meiner Runde.
Sein Lieblingsthema, das ist ohne Zweifel Politik,
Und dabei lautstark schimpfen, ja er kann’s.
So wie ’ne Faust aufs Auge – man merkt’s auf den ersten Blick –
Passt einer zu den Grünen: Onkel Hans.

Weniger mit Politik, mit Mode umso mehr,
Ob Leder, Seide, schwarzweiß oder bunt,
Hat’s Tante Emmi, und sie fährt den BMW mit Flair.
Da ist alles exklusiv, sogar ihr Hund.
Doch wenn dann Tante Annemie das Wort einmal ergreift,
Dann geht’s um Kunst, Musik und Bühne nur.
Wer von Dramen nichts versteht, wird mit Opern eingeseift –
Überhaupt: Es dreht sich alles um Kultur.

Nicht jedem sind Kulturfragen und Mode ganz geheuer,
Tante Sophie will ihr Glück woanders suchen.
Fern ab vom Alltagstrott sucht sie das Abenteuer,
Drum gibt’s bei ihr auch immer Kiwikuchen.
Klar, man kann im Leben auf recht vielen Gleisen fahren,
Ein eig’nes Gleis befährt auch Tante Ella.
Was für sie zählt sind Sauberkeit, Moral, Vernunft und Sparen.
Ihr Tipp: Man kriegt zu viel Durst von Nutella!

Und wenn das Stichwort „Kirche“ fällt, dann geht es ganz heiß her,
Dann regt sich sogar Onkel Peter auf:
Für ihn sind Priester faul, Seelsorge gibt’s nicht mehr,
Und Gemeindereferenten kriegen eins drauf.
Hört dies Tante Maria, dann ist Kontra angesagt,
Wo sie jetzt wohnt, wird Kirche nicht beschimpft.
Wohl dem, der dann mit Konsequenz zu widersprechen wagt,
Denn dem wird ihre Meinung eingeimpft!

Langsam aber sicher kommt mein Lied jetzt doch zum Schluss,
Es bleibt noch Nummer Acht, noch meine Mutter.
Wenn sie Kaninchen, Hund und Katz‘ und Vögel füttern muss,
Dann ist bei ihr – man sagt – alles in Butter.
Wer immer von euch dieses Lied hört: Nicht beleidigt sein!
Es ist nicht bös‘ gemeint von eurem Neffen!
Ihr schaut ganz einfach mal in einen Spiegel rein,
Denn genauso geht es zu, wenn wir uns treffen …