Album: Durch die Nickelbrille gesehen (1989)
Worte irren durch den Tag,
Und niemand fängt sie auf.
Viel wird geredet, nichts gesagt,
Ein alter Teufelskreislauf.
Wir hören viel, und doch hör’n wir nicht zu,
Denn wir haben keine Zeit.
Wie viele Chancen verspiel’n wir im Nu
Mit unsrer Oberflächlichkeit!
Wer sieht die Vögel fliegen,
Die Wolke, die am Himmel zieht,
Das Gras im Wind sich wiegen,
Wer hört mein Lied?
Jeder Minute, die für uns tickt,
Sind wir stets einen Schritt voraus:
Wir atmen ein, und in dem Augenblick
Atmen wir schon wieder aus.
Ist nicht der Ort, an dem wir grad‘ steh’n,
Der allerwichtigste in dem Moment,
Sowie der Mensch, dem wir grad‘ in die Augen seh’n,
Auch wenn man tausend andere kennt?
Wer sieht die Vögel fliegen,
Die Wolke, die am Himmel zieht,
Das Gras im Wind sich wiegen,
Wer hört mein Lied?
Wir steh’n so oft vor off’nen Tür’n
Und geh’n doch nicht hinein.
Und was uns freuen könnte und uns rühr’n,
Lässt uns kalt wie Stein.
Nur das Laute nehmen wir wahr,
Das unsrer Sinne nicht bedarf:
Die Farben grell, die Formen glasklar
Und die Konturen messerscharf.
Wer sieht die Vögel fliegen,
Die Wolke, die am Himmel zieht,
Das Gras im Wind sich wiegen,
Wer hört mein Lied?
Auf unsrer Suche nach Sinn und Glück
Muss alles schnell und einfach geh’n.
Wann kehren wir dorthin zurück,
Ruhig auch zweimal hinzuseh’n?
Dann kämen wir vielleicht der Wahrheit näher,
Die oft zwischen den Zeilen steht,
Die nicht im Reden liegt, im Schweigen viel eher,
Und die nicht mit dem Tag vergeht.
Wer sieht die Vögel fliegen,
Die Wolke, die am Himmel zieht,
Das Gras im Wind sich wiegen,
Wer hört mein Lied?