Album: Innenansichten (1991)
Manchmal träume ich mit off’nen Augen vor mich hin
Und vergesse für Sekunden, wer und wo ich bin.
Und ich denk’ mit den Gedanken eines kleinen Jungen,
Tauche tiefer, immer tiefer in die bunte Welt
Meiner Kindertage, längst versunkener Erinnerungen.
Wo ist die Hand jetzt, die im Traum die meine hält?
Es wird kälter – Tag für Tag – und steiniger mein Weg,
Und der wird nur rätselhafter, je mehr ich überleg’,
Welches Ziel denn überhaupt all diese Mühen lohne.
Langsam begreife ich: Verantwortung ist unsre schwerste Last,
Und es ist, wer sie nicht trägt, ein König ohne Krone.
Ich bin ein Wanderer und meine Phantasie ein Ort zur Rast.
Und sooft ich auch versuch’, mich umzudreh‘n,
Ich muss den Weg, der vor mir liegt, doch geh‘n,
Endlich einseh‘n:
Jetzt heißt es auf den eigenen Füßen steh‘n,
Auf den eigenen Füßen steh‘n!
Ein Bündel von Enttäuschungen geschultert, muss ich fort;
Ich werd’s wohl immer mit mir tragen an jeden neuen Ort.
So viele Wunden woll’n und wollen einfach nicht verheilen,
Und vielleicht wächst nie mehr Gras auf manchem zertret‘nen Stück.
Es sollte ruhiger werden, und ich musste mich nur noch mehr eilen.
Wie oft stand ich vor Scherben! Wie selten brachten sie mir Glück!
Und sooft ich auch versuch’, mich umzudreh‘n,
Ich muss den Weg, der vor mir liegt, doch geh‘n,
Endlich einseh‘n:
Jetzt heißt es auf den eigenen Füßen steh‘n,
Auf den eigenen Füßen steh‘n!
Trotz all der Zweifel, all der Ängste treibt es mich hinein
In den langen dunklen Tunnel. Was mag am Ende sein?
Wir wissen nie, was vor uns liegt, wir können es nur ahnen;
Wir kennen nur unsre Vergangenheit und ändern nichts daran:
Im Handumdreh‘n läuft auch die Gegenwart in ihre Bahnen.
Erst, wo wir ins kalte Wasser springen, da fängt Zukunft an.
Und sooft ich auch versuch’, mich umzudreh‘n,
Ich muss den Weg, der vor mir liegt, doch geh‘n,
Endlich einseh‘n:
Jetzt heißt es auf den eigenen Füßen steh‘n,
Auf den eigenen Füßen steh‘n!
Über die Schwelle auf den Hof und durch den Bretterzaun
Hab’ ich mein Zuhaus’ verlassen, ein neues aufzubau’n.
Es ist, als machte ich noch einmal meine ersten Schritte
Auf wackeligen Beinen mit unsich‘ren kleinen Füßen dran.
Wenn mich da oben einer hörte, hätte ich nur eine Bitte:
Dass ich mich, wenn ich hinfall’, immer wieder selbst aufrichten kann.
Und sooft ich auch versuch’, mich umzudreh‘n,
Ich muss den Weg, der vor mir liegt, doch geh‘n,
Endlich einseh‘n:
Jetzt heißt es auf den eigenen Füßen steh‘n,
Auf den eigenen Füßen steh‘n!