Blaues Wunder

Album: Lauter leise Lieder

Wie konntest du denken, ich hätt‘ große Pläne,
Einen Namen, ein Bild, eine Rolle für dich?
Mit Blicken gehobelt, da fielen schon Späne,
Mit Worten gesägt, und endlich fiel ich.

Und endlich fiel ich, der Stein von deinem Herzen,
Und mit mir der Groschen, woran alles lag.
Ich konnt‘ deine Aufzählung schwerlich verschmerzen,
Hattest mich im Visier, durch und durch, Tag um Tag:

Kein Handgriff war richtig, kein Wort angemessen,
Und ich ahnte nichts, war der, der ich bin.
Wo, wenn nicht bei dir, wollt‘ ich Regeln vergessen,
Doch nie zuvor brauchte Sinnloses mehr Sinn.

Blaues Wunder – und keine Blaue Blume,
Blaues Wunder – wie blauäugig war ich!
Blaues Wunder – und ein paar blaue Flecken,
Und doch noch mal mit einem blauen Auge davon!

Die Zeit wurd‘ dir lang. Wollten wir sie nicht länger?
Wollten wir nicht den Weg für uns unendlich breit?
Doch mit jedem Schritt wurd‘ er enger und enger
Und irgendwann nicht mehr begehbar zu zweit.

Ich weiß schon, ich seh‘ alles durch meine Brille,
Und sicherlich hast du aus deiner Sicht Recht.
Es war wohl nur Schicksal und kein böser Wille,
Ein Drehbuch des Lebens, wenn auch ziemlich schlecht.

Blaues Wunder – und keine Blaue Blume,
Blaues Wunder – wie blauäugig war ich!
Blaues Wunder – und ein paar blaue Flecken,
Und doch noch mal mit einem blauen Auge davon!

Können wir jetzt tun, als ob nichts zwischen uns stünde?
Ist doch längst schon Gras drüber – und trotzdem: nein.
Da wär‘ zuviel Vorsicht, wär’n zu viele Gründe.
Laß uns einfach nachsichtige Fremde sein.

Blaues Wunder – und keine Blaue Blume,
Blaues Wunder – wie blauäugig war ich!
Blaues Wunder – und ein paar blaue Flecken,
Und doch noch mal mit einem blauen Auge davon!