Frohe Weihnachten!

Foto: Christoph Birken (2018)
Foto: Christoph Birken

An einem eiskalten Samstagmorgen Ende November bin ich mit meinen Freunden aus Kindertagen im Hürtgenwald gewandert. Einen Rundwanderweg von Zerkall hinauf nach Bergstein und über eine andere Route wieder zurück. Diese Gegend war nicht nur ein äußerst grausamer Kriegsschauplatz im Zweiten Weltkrieg, sondern auch ein bevorzugtes Wandergebiet Heinrich Bölls, eines der größten Humanisten, die je in deutscher Sprache geschrieben haben. Böll kam gerne nach Bergstein, um in der kleinen Kneipe neben der Kirche ein Bier zu trinken. Wusste einer meiner Freunde verlässlich zu berichten. Der Wirt war nämlich der Vater einer Arbeitskollegin von ihm. Die Kneipe ist heute ein asiatisches Kampfsportstudio. Nichts bleibt. Außer meinen alten Freunden. Die sind immer noch alle da.

Warum erzähle ich das? Weil ich beim Wandern darüber nachgedacht habe, warum Heinrich Böll, der den Krieg und seine Folgen so verabscheut und literarisch zeitlebens mit ihnen gerungen hat, seine letzten Jahre ausgerechnet in dieser Ecke der Eifel verbracht hat. Vielleicht, weil keine Gegend so gottverlassen und dunkel sein kann, dass sie nicht auch wieder zu einem Ort der Menschenfreundlichkeit, des Lichts und der Hoffnung werden könnte. Heinrich Böll und Hoffnung? Ich finde schon. Man muss nur das kleine Gedicht lesen, das er wenige Wochen vor seinem Tod für seine Enkelin Samay geschrieben hat. „Keine Angst“, heißt es da zweimal. Und die Begründung dieser Zuversicht hat nichts mit materieller Absicherung zu tun. Sondern mit einer Geborgenheit, die das ganze Leben umfasst und darüber hinausreicht.

„Keine Angst“. Klingt ein bisschen wie „Fürchtet euch nicht.“